Galgo Espanol

Erfahrungsbericht: Ein Galgo kommt ins Haus

Ein Galgo kommt ins neue Zuhause

Es wurden schon viele Artikel, Berichte und mittlerweile auch Bücher über den Galgo geschrieben, über seine Herkunft, Rasse, Charakter und seine grausame Vergangenheit, vor allem in Spanien, besonders in Andalusien. Dies alles entspricht der Wahrheit und man darf nicht die Augen vor solchen zum Teil bestialischen Machenschaften verschließen. Trotzdem möchte ich hier auch mal die „Schwierigkeiten“ ansprechen, mit denen man sich oft auseinander setzen muss, wenn man diesen faszinierenden Geschöpfen ein neues Heim geben möchte. Darüber sollte man sich im Voraus im Klaren sein, denn vermehrt landen Galgos in deutschen Tierheimen hinter Gittern, weil ihre neuen Besitzer es mit Sicherheit nur gut meinten, sich aber keine großen Gedanken über diese Rasse gemacht haben.
Ich lebe seit fast zehn Jahren mit Galgos und auch Galgo-Mischlingen zusammen, alles Tiere aus Spanien, die von Tierschutzorganisationen ins neue Leben gebracht wurden. Seit kurzem bin ich auch als „Galgo-Pflegestelle“ tätig und mache diese Arbeit aus voller Überzeugung und Liebe zu dieser Rasse. Ich habe selbst drei spanische Galgos  (2 Rüden ca. 2 Jahre alt, eine Hündin 4 Jahre alt) und eine Galgo-Mischlingshündin von 4 Monaten. Sie leben mit uns und weiteren Hunden aller Rassen in Eintracht zusammen, auch mit kleinen Hunden wie Yorkshire Terrier und Zwergpudel, die sie in keiner Weise als „Beute“ betrachten, ganz anders ist es aber bei Katzen. Auch da gibt es natürlich Ausnahmen, es kommt auf den Hund an und auf die Kooperationsbereitschaft der Katze.
Ich wundere mich immer wieder, dass sich diese Tiere ihr liebenswürdiges, zärtliches und sensibles Wesen bewahren konnten, gerade den Menschen gegenüber, obwohl „wir“ es ja waren, die sie geschunden und misshandelt haben.
Wenn ein „neuer“ Galgo ankommt, muss man ihm die Möglichkeit geben, zuerst einmal zur Ruhe zu kommen, d.h. ihn nicht gleich mit Liebkosungen erdrücken, sondern ihn selbst auf seine neuen Familienmitglieder zukommen lassen. Vor allem soll man Geduld und Einfühlungsvermögen haben, man muss bedenken, die Vielzahl dieser Hunde ist durch die Hölle gegangen!
Trotzdem öffnen sie sich recht schnell und suchen unsere Zuneigung, was aber nicht bedeutet, dass jetzt alles „gut“ ist. Um ihre Seele zu heilen, dauert es oft sehr lange. Das kann man auch noch nach Monaten, teilweise auch noch nach Jahren feststellen, wenn sie im Schlaf plötzlich zittern, wimmern und weinen. Das Erlebte sitzt tief und benötigt Zeit, um verarbeitet zu werden. Bei vielen Galgos konnte ich feststellen, dass sie Frauen gegenüber viel aufgeschlossener sind als Männern. Es hängt mit ihrer Leidensgeschichte zusammen, da die meisten spanischen Jäger Männer sind. Selbstverständlich gibt es auch genug weibliche Jäger. Sie haben aber, Gott sei Dank, oftmals eine etwas andere Einstellung, wenn es um die „Abschaffung“ ihres Jagdgefährten geht. Sie geben die Hunde eher in einem Tierheim ab und versuchen nicht, sich ihrer auf die grausamste und perverseste Art und Weise zu entledigen.
In der Wohnung und innerhalb der Familie habe ich noch keinen ruhigeren Hund kennen gelernt. Sie sind kinderlieb, liegen brav in ihren Körbchen, am liebsten natürlich auf dem Sofa, und man sieht und hört nichts von ihnen. Klar werden die Sofas auch mal gern von den Halbstarken als „Steilwandkurve“ benutzt, aber wer ist den schon vollkommen???
Der Galgo ist ein Meisterdieb!!! Anfangs ist nichts vor ihm sicher, ob ein Schnitzel in der Pfanne, Kuchen auf dem Tisch oder Leckerchen in der Dose, ein Leichtes für den neuen Mitbewohner. Bevor sie ihn ausschimpfen, bedenken sie, dass viele Galgos nur so überlebt haben. Beißen sie also die Zähne zusammen und harken sie das Essen ab. Am besten räumen sie anfangs (bei einigen Dieben sogar lebenslang) alles in den Schrank und behalten beim Kochen die Küche im Auge. So kommt er gar nicht erst in Versuchung.
Dann geht es nach draußen. Der Galgo ist ein „Renner“, zur Hasenjagd gezogen, das Jagen liegt ihm im Blut. Er ist ein Augenjäger, und glauben sie mir, ihm entgeht nichts. Einmal einer Beute nachhetzend, lässt er sich nicht mehr abrufen. Natürlich gibt es auch Galgos, deren Jagdtrieb nicht so stark ausgeprägt ist. Diese kann man gut ableinen, vor allem, wenn noch Artgenossen dabei sind, mit denen sie spielen können und abgelenkt sind. Trotzdem sollte man sie im Auge behalten und lieber dreimal zu oft als einmal zu wenig zu sich rufen. Erleichtert wird das Zu-uns-kommen, wenn es als Belohnung ein Leckerchen gibt, denn der Galgo ist ein eigenständiger Hund, der überzeugt werden möchte. Mit Härte und Gewalt verprellt man ihn nur. Und wer einen Hund mit Kadavergehorsam sucht, sollte die Finger davon lassen. Nur mit Geduld und Verständnis kombiniert mit dem richtigen Maß an Konsequenz kann man etwas erreichen.
Da der Galgo eine sehr alte Rasse ist und der Mensch nicht seine Hände im Spiel hatte, wenn es darum geht, die Rasse zu seinen Gunsten zu verändern, muss man sich auch nicht mit angezüchteten Krankheiten herumschlagen. Es ist eine gesunde Rasse und hart im Nehmen. Trotzdem hat man auch mit Verletzungen zu tun, die der Galgo sich beim Rennen und Toben zugezogen hat. Das gibt es aber nicht nur bei den Windhunden, sondern bei allen bewegungsfreudigen Rassen!
Selbstverständlich muss der Galgo die Möglichkeit bekommen, sich frei bewegen zu können, d.h. ohne Leine rennen zu dürfen. Dann hat man einen zufriedenen und ausgeglichenen Hund, der nicht gleich beim ersten Alleinsein die Wohnung renoviert, weil er nicht ausgelastet ist. Die Idee, ihn neben dem Fahrrad herlaufen zu lassen oder ihn zum Joggen mitzunehmen, können sie vergessen. Sicher kann man ihn mal mitnehmen, dies ersetzt aber in keiner Weise den Freilauf. Meine Galgos rennen sich ca. 10 Minuten die Lunge aus dem Leib, spielen noch miteinander und legen sich dann hin. Es sind Mittelstrecken-Sprinter, keine Marathonläufer.
Auch spielt das Futter hierbei eine Rolle. Der Galgo benötigt kein besonderes Futter, es muss nur darauf geachtet werden, dass der Proteingehalt 22% nicht übersteigt. Denn ganz zum Irrglauben so mancher selbst ernannter Windhunde-Fachleute, brauchen diese Hunde kein Power-Futter. Power haben sie genug und wenn sie diese nicht ausleben können, suchen sie sich ein anderes Ventil, sie „verschönern“ die Wohnung. Da der Galgo ein Sprinter ist, benötigt er kurzfristig Energie, die er besonders aus Kohlenhydraten erhält, wie zum Beispiel aus Nudeln, Getreide und Maisflocken. Auch sollte darauf geachtet werden, dass der Natriumgehalt nicht überhöht ist, was auf die Nieren schlägt. Gerade bei Galgos aus dem Mittelmeerraum sind die Nieren oft überfordert, weil die Tiere, um am Leben zu bleiben, Abfälle und Dreckwasser zu sich nehmen, welche durch Schadstoffe belastet sind.
Sollte der Galgo beim Tierarzt mal in Narkose gelegt werden müssen, bitte immer darauf aufmerksam machen, dass er als Narkotika keine Barbiturate bekommen darf. Diese können zum Tode führen. Auch ist darauf zu achten, dass die Narkose vorsichtig dosiert werden muss, weil die Galgos kein Unterhautfettgewebe haben und es leicht zu Überdosierungen kommen kann. Auch sind die Blutwerte anders als bei „normalen“ Hunden. Was bei den meisten Hunden als krankhaft bezeichnet wird, ist bei den Galgos noch im Normalbereich und umgekehrt. Im Internet erhält man Auskunft über die Werte. Ich habe sie mir ausgedruckt und wenn ich zum Tierarzt muss, nehme ich sie mit. Lieber einmal den Tierarzt zu viel genervt, als eine falsche Diagnose oder einen toten Hund!!!
Viele Galgos die nach Deutschland kommen haben ein sehr lichtes Fell, sind meistens an Brust, Hals und Hinterschenkeln sogar nackt. Das kommt durch das einseitige, nicht hundgerechte Futter (bekommen ab und zu mal ein Stück trockenes Brot mit Zucker, um mit wenig Einsatz viel Energie aus dem Hund zu holen) und den Stress, dem sie ständig ausgesetzt sind. Das ändert sich, wenn der Galgo bei ihnen zur Ruhe kommen kann und artgerecht verpflegt wird.
Um dem neuen Familienmitglied die Klimaumstellung zu erleichtern, sollte man einen wasserdichten Wintermantel für ihn anschaffen. Der erste Winter in unseren Breiten ist gewöhnungsbedürftig für ihn. Außerdem hassen 90% aller Galgos Regenwetter. Schnee dagegen finden sie klasse.
Der Galgo ist kein Hund für jedermann! Man muss als Besitzer schon einige Voraussetzungen mitbringen. Man sollte, wie schon erwähnt, geduldig, nachsichtig und sensibel sein und sich in seinen Hund hinein versetzen können. Außerdem muß man ihm die Möglichkeit zum Freilauf geben (großer Garten, eingezäuntes Gelände).
Wenn sie diese Kriterien erfüllen können und vor allem auch erfüllen möchten, sind sie der oder die Richtige!!! Bedenken sie, der Galgo hat eine hohe Lebenserwartung von 14-16 Jahren. Man hat einen langen, gemeinsamen Weg vor sich, da muss man sich einfach sicher sein.

Und noch etwas:
Einen Galgo wird man nie „besitzen“, hat man aber sein Herz und sein Vertrauen gewonnen, bekommt man einen Freund fürs Leben!!!

geschrieben von:   Corina Kollmer, Tierhomöopathin













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